(Kinder-)Fahrräder: Vom Boom zu Rabattschlachten

Autor: Christopher Deschauer

Zuletzt aktualisiert: 06 Dec, 2023
Veröffentlicht: 11 Nov, 2023
in: Fahrräder, Kinderfahrräder, Marken

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Die Fahrradbranche durchlebt seit 2020 wilde Zeiten. Mit der Corona-Pandemie stieg die Nachfrage nach Fahrrädern - auch Kinderfahrrädern - in unerwartete Höhen. Denn Fahrrad fahren war die perfekte Möglichkeit, risikoarm von A nach B zu kommen und gleichzeitig dem Bewegungsmangel entgegen zu wirken, der mit den Homeoffice-Zeiten einherging. Diese hohe Nachfrage traf jedoch nach kurzer Zeit mit Lieferengpässen zusammen. Fabriken standen still, um Ansteckungen zu vermeiden, Schiffe fuhren nicht, Container fehlten - bzw. befanden sich leer am "falschen" Ort, da die Transporte überwiegend in eine Richtung gingen: Von Asien - vor allem China - nach Europa und in die USA.

Große Nachfrage, geringes Angebot - das führte nicht nur zu langen Wartezeiten, sondern bald auch zu steigenden Fahrradpreisen. Und dazu, dass Hersteller und Händler immer größere Bestellungen aufgaben. Denn wer Fahrräder am Lager hatte konnte gut verdienen. Aber die Bestellungen kamen nicht zeitnah oder überhaupt nicht an. Gut verdient wurde trotzdem. Dann griff Russland auch noch die Ukraine an - und die Sanktionen führten zu stark steigenden Energiepreisen. Ein Grund für alle an der Lieferkette Beteiligten, die Preise noch weiter zu erhöhen. Frog Bikes wurden als erste so teuer, dass sich der Kinderfahrradfinder die Augen rieb. Aber die Engländer hatten ja obendrein mit dem Brexit zu kämpfen. Auch Early Rider wurden im Oktober 2022 (immerhin nach 3 Jahren ohne Preissteigerungen) deutlich teurer. Letztlich haben alle die Preise kräftig erhöht. Zuletzt noch woom Anfang 2023.

Überangebot, Preissenkungen und Rabatte

Und dann ging die Achterbahnfahrt in die andere Richtung weiter: Plötzlich kamen die ganzen Bestellungen an und die Lager waren voll (und sind es auch jetzt noch). Nur: Wer sollte denn nun dieses Überangebot von astronomisch teuren (Kinder-)Fahrrädern kaufen? Wohl kaum Familien, die gerade mit ebenso astronomischen Stromrechnungen und absurden Summen auf den Displays von Supermarktkassen zu kämpfen haben...

Lange Rede kurzer Sinn: Im Sommer 2023 begann die Zeit der Preissenkungen und Rabatte. Frog Bikes nahmen ihre Preiserhöhungen weitgehend zurück, Scool senkten teilweise die Preise. Und viele weitere - der Kinderfahrradfinder hat da den Überblick verloren. Jüngst haben aber z.B. die Kinder-MTB Marke Supurb ihre Preisschilder deutlich nach unten korrigiert:

	Preissenkung	alter Preis	neuer Preis
SUPURB BO16¹	minus 50 €	699 €	649 €
SUPURB BO20¹	minus 200 €	999 €	799 €
SUPURB BO24¹	minus 300 €	1199 €	899 €

woom - eine Marke, die bis 2023 noch nie irgendwelche Rabatte gegeben hatte, haben dann von Sommer bis Herbst auch zunächst einen anderen Weg gewählt: Die Preise der Fahrradmodelle selbst blieben gleich - doch es gab alle möglichen, rabattierten Zubehör-Bundles a la "Nimm 3, zahle 2" und so ähnlich. Dann doch zaghaft erste Rabatte von 10 Prozent... doch spätestens zum Black Friday 2023 ist dann offenbar nun auch bei woom der Damm gebrochen:

	Preissenkung	normaler Preis	Black Friday Preis (ab sofort bis auf weiteres)
woom NOW 4¹	minus 330 €	829 €	499 €
woom NOW 5¹	minus 330 €	879 €	549 €
woom NOW 6¹	minus 380 €	929 €	599 €

Und das ist noch nicht alles: woom haben eine Extra-Kategorie "Lagerabverkauf" auf woom.com¹ eröffnet. Dort finden sich zur Zeit auch einige rabattierte woom OFF Mountainbikes, 15% rabattierte woom UP eBikes und 10% rabattierte woom Original 1-4 in bestimmten Farben.

Bei den woom NOW bin ich gespannt, ob die Preise nach Black-Friday wirklich wieder komplett zurück auf "normal" gehen. Denn so gut und innovativ die Räder sein mögen - man sieht sie kaum im Straßenbild. Ich vermute, das liegt an der gewöhnungsbedürftigen Anmutung, die Eltern vielleicht mögen - die aber den Kids, die meist MTB-Look präferieren- oft schwierig zu vermitteln sein könnte.

UPDATE Dezember 2023: Tatsächlich haben woom zum 3.12.23 einige Rabatte beendet - nämlich die auf die meisten woom Original - doch die Preise für woom NOW, Originals bestimmter Farben, woom OFF Mountainbikes 1.Generation und der woom UP E-Bikes bleiben vorerst unverändert niedrig (-10% bis -40%(!)). Nur natürlich nicht mehr unter dem Black-Friday-Label, sondern als "Lagerabverkauf".

Wie geht es 2024 weiter?

Darauf sind ganz sicher alle Akteure gespannt. Normalerweise startet der Run auf Kinderfahrräder im März und Rabatte und gut gefüllte Lager und günstige Angebote im Herbst/Winter sind üblich. Aber die Situation jetzt Ende 2023 ist extrem, die allgemeinen Verbraucherpreise bleiben hoch - und so vermutet der Kinderfahrradfinder, dass der Run um Ostern 2024 herum wieder verhalten bleiben wird. Trotz wieder gesenkten Preisen. Nur große Rabattaktionen wird es im Frühjahr eher nicht geben. Denn das ist nun mal die Zeit, in der Löwenanteil des Jahresumsatzes gemacht werden muss, was meist auch gelingt. Ansonsten ist die Existenz einer Marke bedroht und es kann ganz schnell gehen. Insofern gilt wie eigentlich schon immer, dass jetzt im Herbst/Winter der günstigste und beste Zeitpunkt ist, das nächste (Kinder-)fahrrad zu kaufen. Nur in diesem Jahr 2023 gilt das nochmal umso stärker. Zur Frage, wann wieder mit einer Normalisierung zu rechnen ist, sind auch die Marktakteure noch unsicher.

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