Goodbye Islabikes

Veröffentlicht: 28 Okt, 2023
in: Kinderfahrräder, Kinderfahrradfinder, Marken

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Gestern erreichte mich die Nachricht, dass Islabikes ab sofort keine neuen Fahrräder mehr herstellen wird, und die Firma schließt. Es werden nun nur noch die vorhandenen Lagerbestände abverkauft - und dann ist wohl Schluss. Die Ersatzteilversorgung und Einhaltung von Garantieverpflichtungen soll aber gewährleistet bleiben. Die Firma ist nicht pleite. Sie macht einfach zu. Die Gründerin Isla Rowntree war bereits 2021 ausgestiegen. Und nun schließt Tim Goddall ab, der die Marke seitdem geführt hat.

Das Ende von Islabikes berührt den Kinderfahrradfinder persönlich. Denn es war die Marke, auf die ich auf der Suche nach einem brauchbaren, leichten Kinderfahrrad (bzw. zunächst Laufrad) für meine damals 2-jährige Tochter gestoßen war. Das war 2008. Zwei Jahre nachdem Isla Rowntree ihre Kinderfahrradmarke gegründet hatte.

Es gab damals schlicht keinen anderen Fahrradhersteller, der das Thema Kinderfahrrad ernst genommen hat (mit Ausnahme vielleicht von MTB-Cycletech, die zu der Zeit mit dem Mosquito auch schon ein sehr gutes Kinderrad im Angebot hatten). Das war aber ein einziges Modell - nicht eine ganze Modelpalette für alle Altersstufen wie bei Islabikes.

Islabikes waren absolute Pioniere und alle Kinder bzw. deren Eltern, die heute eine große Auswahl toller Kinderfahrradmarken vorfinden, verdanken das im Prinzip Isla Rowntree. Lenker mit niedrigerem Durchmesser, eigens für Kinderhände designte, kleine Bremshebel, Reduzierung des Q-Faktors, der bei Kindern mit ihre kurzen Beinen noch viel wichtiger ist, als bei Erwachsenen, Kurbeln in richtiger Länge für jede Körpergröße, die genaue Angabe der Mindestinnenbeinlänge für jedes einzelne Modell... So sehr sich die eine oder andere Marke im Lauf der Zeit bemüht hat, so zu tun, als hätte sie "das leichte und hochwertige Kinderfahrrad" erfunden bzw. etabliert - In Wirklichkeit waren es Islabikes.

Ich war damals jedenfalls von den Rädern, die ich da noch telefonisch in England bestellte komplett begeistert. So folgten auf das Laufrad Rothan noch CNOC14 - auf dem Meine Tochter Radfahren lernte, CNOC16, BEINN 20, BEINN 24 und LUATH 700 Large. Eines besser als das andere. Und so unendlich viel besser, als alles was damals hierzulande verfügbar war.

Ich sah meine Tochter von Anfang an so unglaublich leichtfüßig und ergonomisch richtig auf diesen Rädern pedalieren. Sie konnte die Leichtgewichte Treppen hochtragen, als die Räder fasst noch größer waren, als sie selbst. Und so konnten wir bereits früh, ansehnliche gemeinsame Fahrradtouren ins Grüne machen.

Diese Erfahrungen waren dann auch meine ursprüngliche Motivation, Kinderfahrradfinder.de aufzubauen. Ich wollte auch andere Eltern überzeugen, dass gute Kinderräder wichtig sind (von denen es 2016, als der Kinderfahrradfinder online ging dann auch schon deutlich mehr, als nur Islabikes gab. Marken wie woom, kaniabikes, kubikes, frog usw. waren inzwischen geboren). Insofern ist selbst der Kinderfahrradfinder Isla Rowntree zu verdanken.

Über die Jahre haben Islabikes aber auch immer wieder aus meiner Perspektive seltsame Entscheidungen getroffen. Konkret: Immer wenn die Marke das Gefühl bekam, dass die Zeiten rauher würden (Lagerengpässe, Brexit, Corona, was auch immer) haben sie sich auf Großbritannien als Markt zurückgezogen und aufgehört in andere Länder zu liefern. Sicher dreimal über die Jahre gab es monate- bis jahrelange Lieferstopps in die EU. Auch zuletzt und jetzt wird wieder nicht in die EU geliefert. So kann nun auch leider niemand aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz noch einfach schnell Räder aus dem Restbestand kaufen.

Einmal - kurz vor dem Brexit - schien es kurz in eine andere Richtung zu gehen. Eine deutsche Dependance wurde gegründet, eine deutsche Webseite mit Shop aufgebaut, ein deutscher Mitarbeiter in Deutschland angestellt, soziale Medien wurden auf deutsch bespielt... um das alles dann nach wenigen Monaten wieder komplett einzustampfen. Bestellungen aus Deutschland gingen dann plötzlich nur noch über ein Formular und mit komplizierten Regelungen zu Steuer und Zoll. Islabikes schoben es auf den Brexit. Aber andere englische Shops hatten da schon lange Lösungen gefunden, wie EU-Kunden auch weiterhin bequem bedient werden können.

All das Hin & Her und die Lieferstopps kamen hierzulande natürlich nie gut an. Über die Zeit wurden so viele europäische Stammkunden verprellt bzw. an andere, verfügbare Marken verloren.

Aber die Räder blieben immer gut. Wenn nicht sogar die besten: Ich hatte ein paar jüngere Modelle nochmal 2019 bei der VELO Frankfurt in der Hand. Und einmal ist mir im Grunewald am Teufelssee ein Junge mit dem CREIG 24 MTB begegnet. Das sah so leichtfüßig und perfekt aus, wie eh und je. Ehrlich: Würde ich heute nochmal ein Kind bekommen, würde ich morgen mit einem Transporter nach England fahren und mir alle Größen von Laufrad bis Rennrad auf Vorrat kaufen... oh verdammt - der Zoll. Doofer Brexit ;-)

Macht es gut, Islabikes. Danke, dass es Euch gab.

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Goodbye Islabikes

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